Deep-Dive-Sessions | Speed-Talks

Am Nachmittag des Naturkongresses fanden die parallelen Sessions statt. Entweder konnten sich die Teilnehmenden für eine der Deep-Dive-Sessions oder für die Speed-Talks anmelden. Eine Deep-Dive-Session ist ein interaktiver Workshop mit dem Ziel, gemeinsam konkrete Handlungsmöglichkeiten und Lösungsansätze zu schaffen. Die Speed-Talks sind Kurzreferate, die die Möglichkeit bieten, mit den Referent:innen in Austausch zu treten und über die präsentierten Themen zu diskutieren.

Deep-Dive-Sessions

D01 | Von der Agrarpolitik zu einer kohärenten Politik des Ernährungssystems

Der Workshop nahm das Thema des Input-Referats von Christian Hofer vom Vormittag auf und vertiefte es. Ausgehend vom Bericht des Bundesrates „Zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik“ erörterten wir gemeinsam, wie wir von der heutigen Agrarpolitik zu einer kohärenten Politik des Ernährungssystems kommen.

Simon Lanz, Leiter Fachbereich Agrarpolitik und Strategieentwicklung beim BLW hat 10 Thesen vorgestellt, wie das gelingen kann. Marcel Liner, Verantwortlicher Agrarpolitik bei Pro Natura, hat darauf reagiert. Und alle miteinander haben wir diese Inputs diskutiert: Welche Thesen sind besonders relevant? Wie bringen wir einen nachhaltigen Konsum und eine nachhaltige Produktion zusammen?

Die Teilnehmenden setzten sich vertieft auseinander mit dem Ernährungssystem und verstanden den Zusammenhang zwischen nachhaltiger Produktion und nachhaltigem Konsum.

Organisiert durch Bundesamt für Landwirtschaft BLW und Pro Natura

Sprache: DE

D02 | Nachhaltiges Verhalten verstehen und fördern

Umweltschutz und Nachhaltigkeit sollten ganzheitlich, und somit auch aus Sicht der Sozialwissenschaften betrachtet werden. Den globalen Umweltproblemen liegen letztlich menschliche Verhaltensweisen und Entscheidungen zugrunde. Wo technische oder rechtliche Lösungen an ihre Grenzen stossen, braucht es oft ein tieferes Verständnis für menschliche Motivationen und Bedürfnisse.

In diesem Workshop wurden relevante Einflussfaktoren (Barrieren und Motivatoren) auf die Verhaltensänderung im Sinne der Nachhaltigkeit vermittelt. Zudem wurden auf Umweltpsychologie basierende Interventionen im Bereich Ernährung und Biodiversität vorgestellt.

Die Teilnehmenden erlangten Wissen zu den wichtigen psychologischen Einflussfaktoren und erhielten einen Einblick in konkrete Interventionsmöglichkeiten.

Organisiert durch IPU Schweiz – Verein für Umweltpsychologie

Sprache: DE

D03 | Die Rolle von Städten auf dem Weg zu nachhaltigen Ernährungssystemen

In dieser Session diskutierten wir gemeinsam, welche Rolle und Verantwortung Städte, Konsumierende und Akteur:innen der Wertschöpfungskette in Bezug auf nachhaltige und biodiversitätsfördernde Ernährungssysteme haben und wie Ernährungsumgebungen sozial-gerecht gestaltet werden können. Die übergeordnete Frage war dabei: Wie lassen sich die Ernährungsmuster in der breiten Bevölkerung hin zu einer vorwiegend pflanzenbasierten flexitarischen Ernährung mit einem hohen Anteil an regionalen und standortangepassten Produkten verändern?

Mit einer offenen Grundhaltung tauchten wir in andere Perspektiven ein, erhielten neue Impulse und deckten verborgene Potenziale und Lösungen in der Transition städtischer Ernährungssysteme auf. In der Session haben wir gemeinsam über den Tellerrand geschaut und das Bewusstsein für die Rolle der genannten Akteur:innen in der Transition hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen geschärft.

Die Session basierte auf den Erkenntnissen des aktuell laufenden Forschungsprojekts «Städte als Triebkräfte nachhaltiger Ernährungssysteme», welches die BFH-HAFL und das CDE (Uni Bern) zusammen mit ihren Praxispartner:innen, u.a. dem Amt für Umweltschutz der Stadt Bern und der OGG, realisieren.

Sprache: DE

D04 | Kollektive Intelligenz im Dienste des agrarökologischen Übergangs

Angesichts der aktuellen Krisen kann die Agrarökologie aus Sicht der Biodiversität, aber auch aus Sicht des Klimas und der Ernährung eine entscheidende Rolle spielen. Zahlreiche Initiativen für einen agrarökologischen Übergang entstehen auf Bauernhöfen, in Verbänden und Institutionen, bleiben aber allzu oft in ihrem Tätigkeitsbereich oder in ihrem Interventionsmassstab isoliert.

IDEE 21 und UNITERRE haben beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um einen partizipativen Prozess auf nationaler Ebene zu starten, mit dem Ziel, eine Plattform für kollektive Intelligenz zu schaffen. Diese soll Zusammenarbeit und Synergien in Form von konkreten Projekten schaffen, um agrarökologische Praktiken zu stärken.

Der Workshop fokussierte auf die Einführung dieses partizipativen Prozesses, der die gesamte Vielfalt der Akteure des Agrar- und Lebensmittelsystems einbezieht, die auf verschiedenen Ebenen des agrarökologischen Übergangs tätig sind. Er lud die Teilnehmenden ein, sich in Situationen zu versetzen und ihre einzigartigen Sichtweisen auszutauschen, um angesichts der Dringlichkeit der Herausforderungen konstruktiv und effektiv zusammenzuarbeiten.

Das Ziel dieses Workshops war die Diskussion über die Relevanz und die Modalitäten eines partizipativen Prozesses, der die zahlreichen Akteure integriert, die auf den verschiedenen Ebenen des agrarökologischen Übergangs tätig sind.

Organisiert durch Uniterre und IDEE 21

Sprache: DE/FR

D05 | Pflanzengenetische Ressourcen als Quelle für mehr Biodiversität in Agrarökosystemen

Auch wenn bei der Erhaltung der Biodiversität oft an die wilde und nicht an die kultivierte Biodiversität gedacht wird, so muss doch die Tatsache zur Kenntnis genommen werden, dass weit mehr als ¼ der Flächen in der Schweiz landwirtschaftlich genutzt werden. Die Erhöhung der kultivierten Vielfalt auf diesen Flächen leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversitätssteigerung. Welche Synergien gibt es, die man zukünftig nützen kann, um die wilde und die kultivierte Biodiversität gemeinsam zu fördern?

Ziel dieser Deep-Dive-Session war es, die bis heute vorherrschende Trennung von kultivierter Biodiversität hier und wilder Biodiversität dort zu überwinden und die Ziele beider Schutzbestrebungen besser zusammen zu bringen und wichtige Schnittstellen aufzuzeigen.

Weiterentwicklung der genetischen Ressourcen für verschiedene agrarökologische Systeme und für eine resiliente und nachhaltige Produktion steht bei ProSpecieRara vermehrt im Fokus. Wir müssen uns fragen, unter welchen Bedingungen und in welchen Systemen wir in Zukunft die bewahrte Kulturpflanzenvielfalt nachhaltig absichern und nutzen wollen bzw. können. In welchem landwirtschaftlichen Kontext kann eine möglichst grosse Sortenvielfalt erhalten werden?

Organisiert durch ProSpecieRara

Sprache: DE

D06 | Lebensgrundlage Boden: Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar

Ein experimenteller Workshop, in dem wir im unscheinbaren Boden eine gemeinsame Grundlage entdeckten, um vom individuellen Denken ins kollektive Handeln zu kommen.

Erde hat die Fähigkeit, uns zu vereinen: Gesunder Boden ist unsere Lebensgrundlage, und wir alle haben eine persönliche Beziehung zum Boden. Können wir dies nutzen, um unsere ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen gemeinsam anzugehen?

Zum Start luden wir die Teilnehmenden auf eine Entdeckungsreise ein, um sich über ihre Sinne und persönlichen Erfahrungen mit dem Boden und der Natur auseinanderzusetzen. Inspiriert von den Inneren Entwicklungszielen (IDGs) arbeiteten wir mit unserer intuitiven, somatischen und emotionalen Intelligenz, was uns hilft, mit einer zunehmend komplexen Umwelt umzugehen.

Aus dieser gemeinsamen Grundlage erarbeiteten wir partizipativ eine Ökosystem-Karte von Akteur:innen, die unseren Boden direkt und indirekt beeinflussen: von Acker bis Teller, vom privaten Garten bis Bundesebene. Darin verorteten sich die Teilnehmenden und identifizierten mögliche Brücken über bestehende Silos und Grenzen hinweg.

Organisiert durch Terrabiom

Sprache: DE/FR/EN

Speed-Talks

Speed-Talk 01 | Der Umweltrechner – Nachhaltigkeit verstehen

Pestizide, Nitrate oder Treibhausgase – die negativen Umweltwirkungen der Nahrungsmittelproduktion sind vielfältig und stellen sowohl die Gesellschaft als auch die Landwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Rund um die Emissionsquellen fehlen jedoch oft die Grundlagen, um entsprechende Massnahmen ergreifen zu können. Für die Transformation des Ernährungssystems hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise, braucht es deshalb Werkzeuge, um die Nachhaltigkeit zu messen. Genau hier setzt das Institut für Agrarökologie an und entwickelt ein solches Werkzeug: den Umweltrechner. Dieser ermöglicht den Betrieben das selbständige Erfassen ihres Einflusses auf Klima, Biodiversität und Nachhaltigkeit. Diese hohe Praxistauglichkeit macht ihn einzigartig.

Organisiert durch Institut für Agrarökologie

Sprache: DE

Speed-Talk 02 | Funktionalität von BFF – Chancen für die Nahrungsmittelproduktion

Viele typische Tier- und Pflanzenarten des Kulturlands stehen unter Druck. Insbesondere im Ackerland besteht ein Defizit: lediglich 1 % der Ackerfläche ist mit Acker-Biodiversitätsförderflächen (BFF) belegt. Um typische Arten des Kulturlands zu fördern und zu erhalten, braucht es hochwertige Biodiversitätsförderflächen an geeigneten Standorten und in vernetzender Anordnung. Hochwertige BFF bieten aufgrund ihrer mehrjährigen Existenz ein reiches Nahrungsangebot, Brutplatz, Rückzugsort und einen Überwinterungsort für typische Arten des Kulturlands.

Sie bringen aber auch agronomische und ökonomische Vorteile. Von hochwertigen BFF profitieren Nützlinge, die aus agronomischer Sicht wichtige Funktionen übernehmen. Nützlinge reduzieren den Schädlings- und Unkrautdruck. Somit können Pflanzenschutzmittel und Bewirtschaftungsgänge eingespart werden.

Hochwertige BFF, insbesondere im Ackerland, bieten eine Chance für alle Beteiligten und sind der Schlüssel für eine biodiversitätsfreundliche und nachhaltige Landwirtschaft.

Organisiert durch Schweizerische Vogelwarte sempach

Sprache: DE

Speed-Talk 03 | Agroecology Works! – Das Schweizer Netzwerk für Agrarökologie

Agroecology Works! ist überzeugt, dass es einen grundlegenden Paradigmenwechsel braucht. Die Menschen, welche die Lebensmittel anbauen, verarbeiten, handeln und essen, sollen im Mittelpunkt stehen – nicht die Profite einzelner mächtiger Akteure im Ernährungssystem. Das Ernährungssystem muss nach den Prinzipien der Agrarökologie und dem Menschenrecht auf Nahrung ganzheitlich umgestaltet werden. So spricht das Netzwerk die diversen Akteur:innen aus Praxis, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik und ihr Handeln in der Schweiz und im Ausland an.

Agroecology Works! anerkennt, dass sich zahlreiche Menschen schon lange vor dem Aufkommen des Begriffs Agrarökologie für einen Wandel des Ernährungssystems eingesetzt haben, z.B. die Pionier:innen des biologischen Landbaus oder der solidarischen Landwirtschaft. Es sucht den Schulterschluss mit ihnen, auch wenn sie andere Begriffe wie zum Beispiel Permakultur, regenerative oder biologische Landwirtschaft verwenden. Das Netzwerk grenzt sich jedoch von Akteur:innen ab, die sich des Begriffs der Agrarökologie bemächtigen, um das Paradigma der grünen Revolution mit neuen Mitteln weiterzuverfolgen.

Organisiert durch Agroecology Works!

Sprache: DE

Speed-Talk 04 | Die Rolle von Innovation für zukunftsfähige Ernährungssysteme

Wie kann systemische und transdisziplinäre Innovation praktisch gefördert werden, um gesellschaftliche Problemstellungen anzugehen? Was sind die Hürden in der Zusammenarbeit von verschiedenen Sektoren? Wie ermöglichen wir fruchtbare Kollaborationen und den offenen Austausch zwischen der Universitären Forschung und der Privatindustrie? Wo bestehen Unterstützungslücken für zukunftsfähige innovative Projekte und Start-ups?

Diese Fragen stellt sich die Verknüpfungsplattform H-HEALTH, eine Initiative des Innovation Office der Universität Basel. Thematisch angesiedelt im Bereich Nachhaltigkeit, Ernährung und Gesundheit, soll die Plattform als Beispiel dienen, um verschiedene neue Innovations- und Kollaborationsmodelle aufzuzeigen und die Wichtigkeit der Förderung von neuartigen Lösungsansätzen für nachhaltige Ernährungssysteme präsentieren.

Als Brückenbauer und Befähiger von neuen Ideen soll dabei die Rolle der Innovation sowie die Kollaboration zwischen verschiedenen Akteur:innen des Ernährungssystems im Zentrum des Speed-Talks stehen und zur Diskussion anregen, wie wir gemeinsam Lösungen und Modelle entwickeln können, um die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen.

Organisiert durch Innovation Office Universität Basel

Sprache: DE

Speed-Talk 05 | HofLabor – On-Farm Innovation für regenerative Mosaik-Landwirtschaft

Heute stehen die Produktion von Lebensmitteln und die Erreichung von Umweltzielen im Widerspruch. Konventionelle sowie Biolandwirtschaft sind auf intensive Bewirtschaftung angewiesen und basieren auf Prinzipien, die den Umweltzielen fundamental entgegenstehen. Dazu gehören humusabbauende Bodenbearbeitungen, leichtlösliche Dünger, Bewässerung und Pestizide.

Regenerative Landwirtschaft ist als Zielbild zur Lösung anerkannt. Es fehlen jedoch praktische Methoden und der Beweis für die technische und wirtschaftliche Skalierbarkeit.

Das HofLabor bietet einen Lösungsansatz:
Zusammen mit Pionierbetrieben werden in den nächsten zwei Jahren robuste und replizierbare Methoden für die regenerative Mosaik-Landwirtschaft entwickelt, sowie reproduzierbare Wirkungsmessungen durchgeführt.

Basierend auf regenerativen Prinzipien, innovativen Maschinen und Managementtools und multifunktionalen Anbaumethoden entsteht ein resilientes System, in dem Produktionsflächen als funktionierende und lebendige Ökosysteme etabliert sind. Biodiversität und Lebensräume nehmen bei gleicher Produktion wieder zu und es entsteht ein attraktives Landschaftsbild mit gesunden, hochqualitativen Lebensmitteln für alle.

Organisiert durch HofLabor

Sprache: DE

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